Das unbekannte Ich.
Leopold war immer ein erfolgreicher Geschäftsmann. Ein Autodidakt, der mit einem kleinen Blumenladen angefangen hat. Mit Frau und Sohn lebte er in einem Haus in Poysdorf. Heute wohnt er wenige Meter entfernt im Urbanusheim. Wie er dorthin gekommen ist, weiß Leopold aber nicht mehr. Der 91-Jährige hat Demenz.
Hinter dem Begriff Demenz verbergen sich Krankheitsbilder, die den Verlust der kognitiven Fähigkeiten wie Denken, Erinnern und Orientierung mit sich bringen. In Österreich leiden etwa 130.000 Menschen an Demenzerkrankungen. Eine professionelle und auch liebevolle Langzeitbetreuung von Menschen mit Demenz ist ganz besonders herausfordernd. Das gemeinnützige Haus der Barmherzigkeit nimmt sich der Pflege und Förderung dieser Menschen von ganzem Herzen an und unterstützt sie bei all ihren Aktivitäten. Damit sie – trotz Krankheit oder Behinderung – sich selbst und die Liebe zum Leben nicht verlieren. Denn Menschen, die an einer schweren Demenz leiden, sind nicht mehr in der Lage, ihr Leben eigenständig und selbstbestimmt zu führen.
"Ich habe keine Schmerzen. Mir geht es gut."
Selbst wenn kognitive Prozesse abgebaut werden, bleibt ein Mensch mit Demenz in seiner Individualität unverwechselbar. Leopold zum Beispiel schaut sehr gerne Fußball und ist glühender Fan von Austria Wien. Er nimmt sich gern Zeit für sein Frühstück und liebt es, gemeinsam Feste zu feiern. „Ich habe keine Schmerzen, mir geht es gut“, sagt Leopold. Er ist ein positiver Mensch, der gelernt hat im Moment zu leben.
Viele Betroffene können sich sprachlich nicht mehr ausdrücken und leiden aufgrund des Orientierungsverlustes oft an Stimmungsschwankungen oder Unruhe. Durch professionelle Behandlung, Einfühlungsvermögen und individuelle Betreuung kann das Fortschreiten der Demenzerkrankung verlangsamt und die Lebensqualität der BewohnerInnen verbessert werden. Permanentes Training und Therapien können unseren Demenz-PatientInnen ein wenig von ihrem „Ich“ und ein Leben in Würde zurückgeben.