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Bewohner Paul mit Pflegerin Tatiana auf der Dachterrasse.

Neue Perspektiven

Viele kleine Schritte. Großer Erfolg.

Bewohner Paul mit Pflegerin Margarethe.

 

Es gibt Tage, die teilen das Leben in ein Davor und ein Danach. Im Leben der Familie Lederbauer war dieser Tag der 3. 10.1987. „Unser Sohn Paul ist wie immer mit dem Lift gefahren“, erinnert sich Vater Ernst an das schicksalshafte Datum. Der alltägliche Schritt wird dem knapp 13-Jährigen zum Verhängnis. „Lifte mussten damals noch keine Innentüren haben. Paul blieb an der Hausinnenwand hängen und wurde dadurch beinahe stranguliert.“ Feuerwehr und Rettungsarzt reagieren schnell und bringen den Buben nach der Erstversorgung ins AKH Wien. „Irgendwann war die Diagnose klar: Wachkoma“, so Ernst Lederbauer.

Anschluss an die Umwelt

Das apallische Syndrom, wie die Krankheit auch genannt wird, tritt infolge einer Hirnschädigung durch langen Sauerstoffmangel auf. Häufigste Ursachen sind Herzinfarkt, Schlaganfall, ein Unfall im Straßenverkehr oder in der Freizeit. Das Wachkoma ist der erste Versuch des Organismus, wieder Anschluss an die Umwelt zu finden. Dabei können Betroffene – je nach Schwere der Diagnose – auch Stimuli von außen wahrnehmen und wie in Pauls Fall durch Mimik darauf reagieren.

Pflege zu Hause

Ein Jahr verbringt Paul nach seinem Unfall im Krankenhaus, dann beschließt das Ehepaar Lederbauer, die Pflege ihres Sohnes zu übernehmen. Keine leichte Aufgabe, denn Pauls Diagnose bedeutet: Er kann nichts mehr selbständig, muss über eine Sonde ernährt, beatmet, gewickelt und im Bett umpositioniert werden, um Wundliegen zu vermeiden. „Es ging 25 Jahre lang ganz gut, doch dann erkrankte meine Gattin an Brustkrebs und erlag der Krankheit. Da wurde mir klar, dass ich Hilfe benötigte“, so Ernst Lederbauer.

Instinkt, Gefühl – und viel Herz

Hilfe, die er seit 2012 auf der Wachkomastation des HB Pflegekrankenhauses Seeböckgasse findet. „Am Anfang war ich skeptisch, aber ich habe es als sehr wohltuend empfunden, dass ich meine Erfahrungen mit Pauli an das Pflegeteam weitergeben konnte und dass diese auch angenommen wurden.“ Zum Beispiel, dass Paul die Stirn runzelt, wenn er etwas nicht mag. „Selten knirscht Paul auch mit den Zähnen, dann mag er etwas überhaupt nicht“, weiß Margarethe Nickel, die gemeinsam mit Tatjana Bangiewa Pauls Bezugspflegerin ist. Viel Instinkt und Gefühl benötige man für diese Tätigkeit, so die beiden Mitarbeiterinnen. „Die Bezugspflege ermöglicht uns, unsere Patienten wirklich kennenzulernen. Wir arbeiten auch viel mit Beobachtung von Mimik und Gestik, von Temperatur und Herzfrequenz um herauszufinden, wie sich unsere Patientinnen und Patienten fühlen und was ihnen guttut.“ Paul mag zum Beispiel, wenn man ihn leicht klopft. „Das ist eine Form der basalen Pflege, die Paul hilft, sich selbst zu spüren.“ Auch Aromapflege in Form von beruhigenden Waschungen mit Lavendelöl tun dem heute 45-Jährigen gut.

Kleinste Veränderung – großer Erfolg

Um Betroffene umfassend zu betreuen und zu fördern, wendet unser Team diese und weitere Pflege- und Therapiekonzepte wie Physio- und Ergotherapie, Logopädie aktivierenden Pflege, Basalen Stimulation, Aromapflege, Kinästhetik und Bezugspflege an. Durch individuelle Betreuung werden vorhandene Ressourcen jedes Einzelnen gezielt gefördert. Dabei bedeuten oft kleinste Veränderungen Erfolg. 

Therapeutische Übungen stabilisieren Pauls Kopfhaltung.
Therapeut Daniel Preiser kräftigt durch Übungen Pauls Atmung.
Durch die Therapie ist es Paul heute möglich, zu sitzen.
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„Das ist wie ein Wunder“

„Meine Aufgabe? Für meine Patientinnen und Patienten jeden Moment, den ich mit ihnen verbringe, so lebenswert wie möglich zu machen“, erklärt Daniel. Der Physiotherapeut betreut Paul seit acht Jahren. Im Fokus dabei: Atmung und Bewegung. „Bei Paul war die Atmung anfangs problematisch. Sobald wir versucht haben, ihn aufzusetzen, hat er sehr stark zu husten begonnen, da sein Brustkorb und seine Lungen durch das lange Liegen stark beeinträchtigt waren“, erklärt der Therapeut. Durch regelmäßiges Schluck- und Atemtraining kann Paul heute aber mehrere Stunden pro Tag in einer aufrechten Position verbringen. „Das ist wie ein Wunder für Paul“, freut sich Daniel, der ergänzt: „Durch die freieren Atemwege ist auch Pauls Kopfhaltung, bisher stark nach links geneigt, gerader geworden und das begünstigt wiederum das Schlucken – und verschafft ihm völlig neue Blickperspektiven.“

Neue Perspektiven. Für alle.

„Pauli hat hier große Fortschritte gemacht. Jetzt kann ich zum Beispiel mit Paul im Rollstuhl rausfahren, eine neue Perspektive, die früher undenkbar gewesen wäre“, freut sich Ernst Lederbauer. Und auch für den Vater eröffnet die Betreuung seines Sohnes im Haus der Barmherzigkeit neue Perspektiven. „Wir sind früher mit meiner Gattin meist zu Hause geblieben. Wenn wir mit unserem zweiten Sohn in den Urlaub gefahren sind, dann immer getrennt.“ Freizeit war lange Zeit ein Fremdwort. Nun kann auch Ernst Lederbauer wieder Momente der Entspannung genießen, am liebsten beim Segeln oder Motorradfahren. „Es ist für mich ein Gefühl der Erleichterung, zu wissen, dass Paul hier rund um die Uhr gut gepflegt und umsorgt wird!“

Bewohner Paul mit seinem Vater Ernst.
hdb

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