Zum Inhalt
Toggle mobile navigation
Kinästhetik im HB

Die Kraft von Kinästhetik

​​Kinästhetik ist die Lehre von der Bewegungswahrnehmung. Die Art und Weise, wie Menschen Gewicht bewegen, beeinflusst ihre Gesundheit positiv oder negativ. Und das lebenslang! Durch Kinästhetik profitieren sowohl Mitarbeiter*innen als auch Menschen, die in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind.​

„Am Beginn meiner Pflegekarriere war ich davon überzeugt, dass ich als Mann genügend Muskelkraft besitze, um Bewohnerinnen und Bewohner zu heben. Daher habe ich lange ausschließlich mit Kraft gearbeitet.“ Eines Tages hat sich Vishavdeep Mehroke bei der Mobilisierung eines Bewohners allerdings so stark das Kreuz verrissen, dass er ins Krankenhaus musste. „Mir wurde schlagartig klar, dass ich meinen täglichen Bewegungsablauf dringend ändern muss, wenn ich in diesem Beruf bleiben möchte“, erzählt der Pflegeassistent. Die Anwendung von Kinästhetik half ihm dabei.

Vom Heben zum Bewegen

Kinästhetik ist ein pädagogisches Konzept, durch das Mitarbeiter*innen in der Pflege und professionellen Betreuung lernen, ihre Bewegungen bewusst wahrzunehmen und ressourcenschonend zu steuern. Dabei fand Mehroke heraus, wie er seinen Körper während des Verbandwechsels und gleichzeitigen Beinhebens der Bewohner*innen richtig positioniert. „Plötzlich kam ich während Tätigkeiten wie dieser vom Heben zum Bewegen und verspürte unmittel­bar große Erleichterung“, erinnert sich Mehroke. Für diese und andere Aha-Erlebnisse sorgt er heute als Kinästhetik-Trainer bei seinen Kolleg*innen. Zusammen mit Anna Kaldi hält er im Pflegekrankenhaus Seeböckgasse die entsprechenden Grundkurse. „Auch unsere Bewohnerinnen und Bewohner, deren Bewegungsapparat aufgrund von Krankheit sehr eingeschränkt ist, profitieren von diesem Bewegungskonzept“, ergänzt die Pflegeexpertin für Kinästhetik.

Diese seien häufig auf den Rollstuhl oder die Gehhilfe angewiesen oder gar bettlägerig. „Kinästhetik unterstützt sie dabei mit einfachen Techniken, sich wieder ein Stück weit selbstständiger zu bewegen. Dieses Konzept ist also eine echte Win-Win-Situation“, lächelt sie. Sie zeigt ihrer Kollegin Sabine Huber im Rahmen einer Praxisbegleitung, wie man Bewohner*innen beim Aufstehen aus dem Rollator richtig unterstützt.

Kinästhetik im HB
Kinästhetik im HB
Kinästhetik im HB
ArrowLeft
ArrowRight
Großansicht Fancybox Fullscreen

Mehrstufige Ausbildung mit großem Anklang

Kaldi freut sich, dass Kolleg*innen wie Sabine Huber das Ausbildungsangebot so gerne annehmen. Nach dem Grundkurs, der im ersten Arbeitsjahr besucht werden kann, folgt ein mehrtägiger Aufbaukurs inklusive Praxisbegleitung. Wer auf seiner Station Ansprechperson für Kinästhetik-Fragen werden will, kann sich in der nächsten Stufe zum*zur „zertifizierten Anwender*in“ weiterbilden. In der Video-Reihe „KINÄStheTIPP​“ zeigen Kinästhetik-Anwender*innen auch gerne ihre Bewegungstipps auf der Mitarbeiter*innen-App „Beekeeper“. Die Idee zum Videoformat hatten Kaldi und Mehroke. Seit kurzem bieten sie den Kolleg*innen auch regelmäßige Themenworkshops an.

Bei HABIT absolvieren die Mitarbeiter*innen im Rahmen ihrer Kinästhetik-Ausbildung einen Grundkurs und Praxisbegleitungen mit den Klient*innen. Als Wissensträger*innen in ihren Betriebsstellen eingesetzt, geben sie das Erlernte an Kolleg*innen weiter. Alle erhalten für ihre Teilnahme an den Kursen ein europaweit gültiges Zertifikat. Das verleihe dem Kinästhetik-Konzept von HABIT im Behindertenbereich ein Alleinstellungsmerkmal, weiß seine Entwicklerin Antonia Mattersberger: „Wir schaffen es seit nunmehr elf Jahren, allen Teams einen Grund- und einigen von ihnen einen Aufbaukurs anzubieten, was die multiprofessionelle Zusammenarbeit und Vernetzung der Standorte Wiens und Niederösterreichs sehr stärkt“, betont die Fachberaterin für Kinästhetik bei HABIT. Bei der Praxisbegleitung in den Betriebsstätten verfestigen die Mitarbeiter*innen das im Kurs Erlernte. Dabei sind ihnen die beiden Trainerinnen Antonia Mattersberger und Lena Tavolato behilflich.

„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erleben nicht nur, wie ihre Anstrengung durch den Einsatz von Kinästhetik sinkt, sie können sich auch jederzeit mit Fragen an uns wenden, wenn sich an den Bewegungsthemen der Kundinnen und Kunden etwas verändert.“ Zentrale Ziele in der Kinästhetik-Fachberatung bei HABIT sind also die Selbstwirksamkeit der Kund*innen in gemeinsamen Bewegungsabläufen zu erhöhen und die Bewegungskompetenz der Mitarbeiter*in­nen zu erweitern.

Kinästhetik im HB
Kinästhetik im HB
Kinästhetik im HB
ArrowLeft
ArrowRight
Großansicht Fancybox Fullscreen

Mit Kinästhetik die Sprache der Kund*innen sprechen

Menschen mit Behinderungen kommunizieren oft über ihre Körpersprache und ihre Muskel­spannung. Ihre Atmung beschleunigt sich, oder sie beginnen mit den Zähnen zu knirschen, wenn sie sich unwohl fühlen. Diese Signale richtig zu deuten und entsprechend darauf zu reagieren, sei Teil der Kinästhetik-Kurse bei HABIT. „Je besser ich diese Art von Kommunikation verstehe, desto bessere Gespräche führe ich. Wenn ich sehe, wie gut unsere Kundin­nen und Kunden auf Kinästhetik reagieren, geht mir richtig das Herz auf“, erzählt Mattersberger berührt. Auch das Pflegekrankenhaus Tokiostraße hat in­zwischen zehn zertifizierte Anwender*innen erfolg­reich zur Unterstützung der Kolleg*innen auf den Stationen im Einsatz. In Teamworkshops werden Bewegungsthemen gezielt bearbeitet und trainiert.

Die Pflegeeinrichtungen des HB Niederösterreich haben ebenso eine gelebte Kinästhetik-Praxis. So finden beispielsweise im Urbanusheim regel­mäßig Schulungen und Fortbildungen statt und es gibt seit kurzem im Anschluss an jede Teamsitzung Kinästhetik-Inputs und -Schulungsmodule durch Fachexpert*innen. „Ich bin unseren Führungskräften sehr dankbar, dass dieses Konzept so gefördert wird. Gut berührt und in hoher Qualität bewegt zu werden, ist ein Menschenrecht. Kinästhetik bietet uns das Wissen, wie zu berühren und wie in hoher Qualität zu bewegen ist, das ist Pflege- und Betreuungsqualität vom Feinsten. Das hat man bei uns schon vor langer Zeit erkannt“, freut sich die Kinästhetik-Fachberaterin.

hdb

Newsletter

Wenn Sie monatlich Neuigkeiten aus dem Haus der Barmherzigkeit erfahren möchten, melden Sie sich für unseren Newsletter an. Wir informieren Sie künftig gerne regelmäßig!

Newsletter

Die Abmeldung ist jederzeit durch Klick auf den in jedem Mailing enthaltenen Abmeldelink oder per E-Mail an info@hb.at möglich.