Wiener Sozialeinrichtungen fordern mehr soziales Engagement
"Der Wert einer Gesellschaft bemisst sich an dem, wie sie mit kranken und schwachen Menschen umgeht" – mit diesen Worten wandte sich heute der Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen, dem auch das Haus der Barmherzigkeit angehört, bei einer Pressekonferenz an die zukünftige Bundesregierung.
Österreich braucht eine Pflege-Ausbildungsoffensive, eine bessere soziale Absicherung und mehr Engagement beim Kampf gegen Kinderarmut. Mit diesen Anliegen hat sich der Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen bei einer Pressekonferenz in Wien heute an die künftige Bundesregierung gewandt; fünf Vertreter der insgesamt 80 Mitgliedsorganisationen - neben Caritas Socialis, Rotes Kreuz, Volkshilfe und Wiener Sozialdienste auch das Haus der Barmherzigkeit - legten dabei 20 Forderungen für eine starke Sozialpolitik vor. Robert Oberndorfer, Geschäftsführer bei der Caritas Socialis (CS), nahm vor allem die Sozialversicherungen in die Pflicht, denn jeder Mensch müsse "gut begleitet am Lebensende aus dieser Welt" gehen können.
Am Beispiel des Hospiz Rennweg, das seit 30 Jahren von der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis geleitet wird, zeigt sich laut Oberndorfer, wie wichtig Lebensqualität in schwierigen Phasen und wie nötig gut ausgebildete Mitarbeiter und finanzielle Rahmenbedingungen seien. Der Wert einer Gesellschaft bemesse "sich an dem, wie wir mit kranken und schwachen Menschen umgehen", so der CS-Geschäftsführer, das neben der Hospiz-Betreuung professionelle Pflege für alte und chronisch kranke Menschen anbietet, sowie Kindergärten, Horte und ein Mutter-Kind-Haus betreibt.
Umgehend Maßnahmen in der Personalversorgung und eine "breite und attraktive Ausbildungsoffensive" forderte auch Marianne Hengstberger, Geschäftsführerin der Wiener Sozialdienste. Zudem sollten auch die Kosten des Lebensunterhalts während der Ausbildung zu Pflege- und Betreuungsberufen von Seiten der öffentlichen Hand übernommen werden.
Im Kampf gegen Armut und für soziale Absicherung gehe es auch um den Schutz von Kindern, betonte etwa die Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien, Tanja Wehsely. Als Vorschlag brachte Wehsely die Einführung der Kindergrundsicherung vor. Weitere Forderungen beliefen sich auf leistbares Wohnen, mehr Beratungs- und Unterstützungsprogramme im Bereich psychische Gesundheit, Inklusion von Menschen mit Behinderung. Die Vertreter der Wiener Sozialorganisationen sprachen sich bei ihrem gemeinsamen Pressetermin auch gegen die Einführung der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBUGmbH) aus.
Investitionen in den Sozialbereich würden sich doppelt lohnen, argumentierte die Geschäftsführerin des Dachverbandes Wiener Sozialeinrichtungen, Sandra Frauenberger: Sie würden Arbeitsplätze sichern und das Leben aller Menschen verbessern. "Wenn die nächste Bundesregierung zukunftsorientiert agiert, setzt sie eine Offensive für die Sozialpolitik", betonte Frauenberger.