Humor braucht kein Rezept!
„Sobald ich bei meinem Gegenüber einen traurigen Gesichtsausdruck erkenne, versuche ich ihn mit einer ordentlichen Portion Spaß zu verjagen.“ Dieses bemerkenswerte Unterfangen gelingt Birkent Zeynel seit 25 Jahren täglich aufs Neue – sogar in Pandemiezeiten.
Man trifft ihn stets mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, zu 100 Prozent optimistisch und voller Tatendrang. Durch sein mitreißendes Wesen ist er nicht nur im ganzen Haus bekannt, sondern bei Kolleg*innen und Bewohner*innen gleichermaßen beliebt. Fast schon hätte man ihn an die KFZ-Branche verloren, doch der Zivildienst führte ihn dankenswerterweise ins Haus der Barmherzigkeit, wo er seine soziale Ader seit bald drei Jahrzehnten im Therapieteam ausleben kann. „Ich fand schnell einen Draht zu den Bewohnerinnen und Bewohnern und habe immer gerne ihren spannenden Lebensgeschichten gelauscht. Ich war davon so beeindruckt, dass ich beschloss, in dieser Branche zu bleiben und mich entsprechend weiterzubilden.“
„Lachen ist Teil des Heilungsprozesses.“
Heute behandelt der 57-jährige Heilmasseur und -Heilbademeister Bewohner*innen mittels Elektrotherapie, Massagen, Gehtraining, Kontrakturprophylaxe und im Rahmen der Gruppentherapie wie zum Beispiel „Boccia Spielen“. „Humor ist für mich ein wichtiger Teil der Therapie“, lächelt er und erinnert sich an einen konkreten Fall: Vor einigen Jahren tauchte eine Patientin unmittelbar nach Abschluss ihrer Elektrotherapie mit einer neuen Zuweisung auf, obwohl sie keine Schmerzen mehr hatte. Sie wollte auch weiterhin mit Birkent gemeinsam lachen, weil ihr dies so guttat.
„Während meiner Therapien mache ich gerne Späßchen mit meinen Patientinnen und Patienten und singe auch immer wieder mit ihnen. Ich bin davon überzeugt, dass Lachen ihren Heilungsprozess unterstützt. Im Stationsalltag kommt derlei Unterhaltung leider manchmal zu kurz.“ Das wisse er deshalb so genau, weil er dort im ersten Pandemiejahr fünf Monate lang aushalf. „Ich bin dankbar für diese Erfahrung und sehr froh, dass ich unterstützen konnte, als Not am Mann war“, erzählt er.
Gründer der 1. HB Hobbyfußballmannschaft
Sehr viel Gutes bewirkt Birkent für seine Kolleg*innen außerdem als Betriebsrat, für den er sich schon seit 20 Jahren engagiert und zusätzlich mit der Gründung der ersten HB Fußballmannschaft. Dem Hobbyverein, der seit 1998 existiert und derzeit Corona-bedingt pausiert, wohnen 12 Spieler bei. Sie treffen sich zu regelmäßigen Trainings und Matches mit gegnerischen Vereinen. „Der Fußballsport ist für uns ein guter Ausgleich zum Arbeitsalltag und daher hoffe ich, dass wir heuer unser Training wieder aufnehmen können.“ Birkent sucht derzeit nach einem Nachfolger für ihn als Vereinsobmann. „Mittlerweile gehöre ich wirklich schon zum alten Eisen. Es ist Zeit für Frischfleisch“, scherzt er und sichert seinem Nachfolger Unterstützung bei seiner neuen Tätigkeit zu.
Seine Freizeit verbringt der Vater von vier Kindern am liebsten mit den Enkelkindern und seit vier Jahren auch immer häufiger in Niederösterreich. Dort hat er sich ein 108-jähriges Haus gekauft, das er beinahe in Eigenregie zum idyllischen Alterssitz im Grünen umbaut. „Ich bin handwerklich sehr begabt und mit der Sanierung fast fertig.“ Ans berufliche Aufhören denkt Birkent aber noch nicht: „Ich liebe meine Arbeit und möchte dieser so lange wie möglich nachgehen. Mein größter Wunsch ist dabei, dass ich auch weiterhin so fit bleibe, um den Menschen helfen zu können“, sagt er abschließend.