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Zwei Bewohnerinnen und ein Bewohner
Es gibt noch
viel zu erleben.

Weltflüchtlingstag: Gebregzabiher Teklays Weg in die Pflege

Der Weltflüchtlingstag ist ein internationaler Aktionstag, welcher von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde und jährlich auf den 20. Juni fällt. Der Anlass würdigt die Stärke und den Mut der Menschen, die ihr Heimatland verlassen mussten, um Konflikten oder Verfolgung zu entkommen. So auch unser Pflegeassistent Gebregzabiher Teklay.

Vor 15 Jahren ist Gebregzabiher Teklay, von allen liebevoll Gere genannt, aus Eritrea geflüchtet. Heute arbeitet er als Pflegeassistent im Haus der Barmherzigkeit Am Maurer Berg – St. Josef in Wien. Dort ist er nicht nur Teil des Teams, sondern eine echte Bereicherung. Es ist eine Geschichte, die Mut macht – und zeigt, wie viel möglich wird, wenn Menschen eine Chance bekommen! Schon als Kind hatte Gere zwei Wünsche: Musiker werden oder in der Pflege arbeiten. "Die Musikkarriere hat nicht geklappt, dafür bin ich jetzt in meinem Traumberuf angekommen", sagt er mit einem Lächeln. Seine ersten Erfahrungen mit Pflege sammelte er noch in seiner Heimat Eritrea – allerdings unter völlig anderen Bedingungen. "Altersheime gibt es dort nicht, die Familie übernimmt alles. Aber die Aufgabe ist gleich: Anderen zu helfen, die Hilfe benötigen." 

Geres Weg nach Österreich war lang, beschwerlich und gefährlich – er führte ihn durch den Sudan über das Mittelmeer und durch Griechenland und Italien. "Meine erste Station in Österreich war das Flüchtlingslager In Traiskirchen." Es folgten erste Jobs als Reinigungskraft und Fahrer, aber der Traum von der Pflege ließ ihn nie los. "Meine Deutschkenntnisse wurden immer besser. Aber ich habe acht Versuche benötigt, bis ich den Test bei der Caritas und dem Rotem Kreuz geschafft habe und die Pflegeausbildung absolvieren konnte."

Den entscheidenden Impuls gab das Projekt Migrants Care der Caritas, bei dem Geflüchtete und Migrant*innen Pflegeberufe kennenlernen können. Die Schnupperwoche führte Gere erstmals ins Haus der Barmherzigkeit Am Maurer Berg – St. Josef. "Ich wollte eigentlich ins Spital, ich hatte ein falsches Bild von Pflegeheimen", erinnert er sich. Doch die Atmosphäre, die Kolleg*innen, die Bewohner*innen – alles fühlte sich richtig an. Es folgte eine einjährige Ausbildung zur Pflegeassistenz mit weiteren Praktika im Haus. Möglich machte dies die Förderung durch das Programm "AQUA" - Arbeitsplatznahe-Qualifizierung und die feste Jobzusage des HB.

Gebregzabiher Teklay (Mitte) mit seinem Team Am Maurer Berg – St. Josef in Wien

Ein Mensch mit Ruhe, Geduld und viel Herz

"Wir haben von Anfang an gemerkt, dass Gere sehr gut zu uns passt und alle Voraussetzungen für den Beruf mitbringt", blickt Haus- und Pflegedienstleiterin Renate Schwarz zurück. Welche dies sind? "Man braucht Empathie, Geduld, soll neugierig und wissbegierig sein, muss Interesse an Menschen haben und die Arbeit im Team mögen." All das trifft auf Gere zu, seit Oktober 2023 ist er fixer Teil des Teams. "Schon im Praktikum war klar, dass Gere etwas Besonderes ist. Er ist ruhig, aufmerksam, lernbereit – und er hat diese tiefe Empathie, die man nicht lernen kann", so Renate Schwarz. Besonders beeindruckt sie, wie selbstverständlich er auch mit herausfordernden Situationen umgeht. "Er bringt Geduld mit, geht auf Menschen zu – genau das, was in der Pflege zählt." Auch seine Teamleiterin Mladenka Blazevic ist voll des Lobes: "Gere ist ehrlich, zuverlässig, kritikfähig – und freundlich mit allen. Er ist unser Sonnenschein." Kollege Adnan Ajdini berichtet, dass Gere bald auch das Demenz-Team verstärken soll – "weil er einfach ein gutes Gespür für Menschen hat."

Für Gere ist die Arbeit mehr als ein Job: "Wenn ich zwei Wochen im Urlaub bin, vermisse ich meine Kolleg*innen und die Bewohner*innen. Es ist wie eine große Familie." Er kümmert sich um Menschen, wie er es in seiner Kultur gelernt hat – mit Respekt, Zuwendung und Geduld. Dabei lernt er selbst ständig dazu: "Es gab eine Bewohnerin, die mir anfangs skeptisch gegenüberstand, wegen meiner Hautfarbe und weil ich ein Mann bin. Ich bin geduldig geblieben. Irgendwann hat sie sich entschuldigt und mir erzählt, was sie in ihrem Leben bereits alles erlebt hat, z.B. wie schwer es nach dem Krieg war." Das Erlebnis zeige, so Gere, dass man nie weiß, woher ein bestimmtes Verhalten oder eine bestimmte Angst komme.

Flucht ist nie freiwillig

Gere ist heute österreichischer Staatsbürger, hat eine Partnerin und ist Vater von drei Kindern. Seine Botschaft an die Gesellschaft: "Niemand flüchtet ohne Grund. Wer flieht, hat oft Schweres erlebt. Aber wer hier ankommt, hat auch viel Kraft und Hoffnung. Wenn man Menschen eine Chance gibt, können wir gemeinsam viel schaffen." Renate Schwarz ergänzt: "Jede Geschichte eines geflüchteten Menschen ist eine Geschichte von Mut. Wir alle sollten offener sein, weniger vorschnell urteilen. Was zählt, ist der Mensch – und was er beitragen kann." Am Weltflüchtlingstag wollen wir Menschen wie Gere zeigen: Integration ist keine Einbahnstraße. Sie ist ein Gewinn für uns alle.

vlnr.: Wohnbereichsleiterin Mladenka Blazevic, Pflegeassistent Gebregzabiher Teklay und Heim- und Pflegedienstleitung Renate Schwarz
hdb

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